Dienstag, 1. Januar 2013

Was tun mit Ideen

Notizen machen. Total wichtig, sogar überaus wichtig. Jeden Tag drängt die eine oder andere Idee ins Bewußtsein, und wenn man sie nicht notiert, ist sie trotz aller Vorhaben so schnell wieder verschwunden, dass man sich manchmal nicht einmal daran erinnern kann, sie gehabt zu haben. Aber die Idee war da.

Vielleicht war sie lächerlich, dämlich, genial, brauchbar, totaler Bockmist, was auch immer. Aber sie war da und sie hat es verdient, notiert zu werden. Denn das Schöne an Ideen ist, wenn man ein Reservoir davon hat, kann man darangehen, sie auf Brauchbarkeit zu durchforsten oder sie auszumisten. Man kann hergehen, sie nehmen und verändern, bis sich daraus eine brauchbare Geschichte formen lässt.

Ideen haben die Konsistenz von Träumen. Sie sind flüchtig. Sie sind bizarr, surreal und können die gesamte Bandbreite von Emotionen ansprechen. Und sie kosten nichts. Ideen gibt es für lau in unbegrenzter Stückzahl. Die Menge sagt natürlich nichts über die Qualität aus, aber je mehr Ideen, umso wahrscheinlicher, dass sich Stoff für einen Roman darin befindet. Man muss nur suchen.

Das ist auch einer der Gründe, warum so gut wie alle professionellen Autoren ablehnend verhalten, wenn jemand auf sie zukommt und ihnen eine Idee unterbreiten will. Jeder Profi hat seine eigene Sammlung von Ideen – meist mehr, als er auf Jahre hinaus braucht. Er ist nicht darauf angewiesen, dass ihm jemand Gedanken anbietet. Es ist auch einer der Gründe, warum Autoren im Normalfall davor zurückscheuen wie der Teufel vor Weihwasser, das Manuskript eines anderen Schreibers zu lesen und zu bewerten. Wenn ähnliche Ideen darin vorkommen wie in den eigenen Texten, wird es problematisch.

Weil wir Menschen uns in immer gierigere und neidigere Arschlöcher verwandeln, wird alles patentiert, gesichert, wird jeder und alles für alles und nichts geklagt und vor Gericht gezerrt, um wie eine Zitrone ausgepresst zu werden. Welcher Autor will das schon riskieren – und soll sich wirklich ein Profi auf eine mündliche Zusage von jemand anderem verlassen? Ha ha ha, guter Witz, selten so gelacht.

Nein, Ideen haben alle Autoren und Schriftsteller. So. Abgeschweift. Was also soll der Nachwuchsautor machen? Ganz einfach, er führt zu jeder Zeit des Tages ein Notizbuch mit sich und schreibt sofort drauflos, wenn er eine Idee hat. Es ist, wie oben gesagt, vollkommen egal, ob die Idee haarsträubend oder nobelpreisverdächtig ist. Es ist eine Idee. Man nimmt sie, begutachtet sie auf eine brauchbare Geschichte, schleift, formt, bearbeitet sie, bis ein solides Gerüst für eine Geschichte geformt ist. Oder man schmeißt sie in den Müll.

Wenn ich einen groben Überschlag vornehmen müsste, wie viele Ideen ich für Romane und Geschichten habe, dann würde ich schätzen, ich habe genug Stoff um mich bis zum Jahr 2020 versorgt zu wissen, selbst wenn ich ab heute keine einzige Idee mehr habe. Stephen King hat einmal erwähnt (ist schon ein paar Jahre her und ich kann leider absolut nicht mehr sagen, ob es in einem seiner Sachbücher, in einem Interview oder sonstwo war), dass, wenn er heute stürbe, noch einige Jahre lang Stephen King Romane erscheinen könnten, die auf seinen Ideen beruhen. Und wie man sehr deutlich im Fall von King sieht, sind einige Ideen absolut haarsträubend – und daraus entstanden geniale Erzählungen und Romane.

In welcher Form man die Ideen zu Papier bringt, ist eigentlich egal. Ein Notizbuch, ein Collegeblock, ein Tablet, was auch immer. Ich würde von losen Zetteln abraten, aber das muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich würde hingegen vorschlagen, die Ideen handschriftlich festzuhalten. Beim Schreiben – selbst wenn man eine derartige Sauklaue wie ich hat, dass man seine eigene Schrift nur mit Mühe lesen kann – fallen oft noch Ergänzungen und Erweiterungen dazu ein, die man wunderbar in Stichworten einfügen und dranhängen kann.

Ideen sind die Grundvoraussetzung für originelle, eigenständige Texte. Natürlich erfindet kaum jemand das Rad mit einer Idee neu, aber man kreiert dabei eigene Variationen und das macht die Hauptsache aus. Man erweitert, schreibt um, ergänzt, verändert, mutiert die Idee und die draus entstehenden Texte, bis die Sache sitzt.

Was sagst du? Deine Idee gibt es schon? Na und? Schon mal versucht zu ergründen, wie viele Zombie-Romane es gibt? Wie viele Vampir-Romane? Es ist scheißegal. Schreib deine Zombie-Idee nieder. Wenn dir irgendwann ein Dreh einfällt, der originell ist, dann mach daraus eine Geschichte. Du kannst davon ausgehen, dass jede Idee, die du hast, in der einen oder anderen Form schon irgendwann von irgendwem verarbeitet wurde. Und trotzdem lesen wir seit Jahrzehnten Geschichten von Zombies und Vampiren – oder wir schauen uns entsprechende Serien und Filme an. Scheiß drauf. Schreib deine Ideen auf.

Oh, und behalte deine Ideen für dich. Ich weiß, es ist schwer, nicht von der genialen Idee zu erzählen, die man gerade zu einem Roman verarbeitet, der ein Millionenseller wird, nicht wahr? Vor allem als Indie-Autor. Da muss man doch Werbung für sich und seine Texte machen. Eine Andeutung auf FB, ein Kommentar auf G+, ein Tweet, ein Blogeintrag – man muss der Welt zeigen, welch großartige Ideen man hat und welch tolle Bücher man schreibt.

Natürlich ist es wichtig, überall dort präsent zu sein, solange man nicht Jack Kilborn alias Joe Konrath ist und mehrere tausend eBooks im Monat verkauft, obwohl man auf all diese Präsenzen verzichtet … weil man auf folgendes draufgekommen ist: Nimm deine verdammten Ideen und verarbeite sie. Schnell. Zügig, Ordentlich. So gut es geht. Posaune nicht herum, sondern arbeite. Wenn man schnell genug ist, kann man beides machen – oder man nimmt noch mehr seiner Ideen und verarbeitet auch diese und …

So, wieder abgeschweift. Also, eigentlich geht es um eine ganz einfache Sache: Notiere selbst die dümmste Storyidee, daraus kann sich ein gutes Buch entwickeln. Notiere alles, was dir an Gedanken für eine Geschichte in den Sinn kommen könnte. Schreib es nieder, tippe es in den Laptop, aber notiere deine Idee! Sonst ist sie weg.

Autoren sammeln Ideen. Lebe dein Schreiben, und halte Ideen fest, bis sie verwendet oder verworfen sind.


Und jetzt nimm dein Notizbuch. Oder gehe eines kaufen.

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